Wahre Liebe
„Die volle Freude kann der Mensch ja nicht aus sich selber haben;
Sie muss ihm vielmehr von einem anderen geschenkt werden.
Erkennt der Mensch aber diese Freude,
die ihm von anderen entgegenkommt,
dann empfindet er in seinem Herzen ein großes Entzücken.
Denn dann erinnert sich die Seele,
wie sie von Gott geschaffen ist.”
Hildegard von Bingen
Die wahre Liebe, über die ich in diesem Artikel erzählen möchte handelt nicht von der ehrlichen Zuneigung eines Menschen zu einem beliebigen anderen Menschen. Sie soll vielmehr von einem Konstrukt handeln das es zunächst nur in Gedanken geben kann. Die wahre Liebe in der Ausschliesslichkeit zweier Menschen füreinander, im Regelfall als Mann und Frau.
Um es ein wenig zu konkretisieren. Unter dieser Ausschliesslichkeit verstehe ich eine Bezogenheit zweier Menschen aufeinander vom Zeitpunkt ihrer Geburt bis zu ihrem Tod und darüber hinaus. Eine Art unsichtbare Bande, die nicht gelöst werden kann. Die uns schicksalhaft mit einem anderen Menschen verbindet, verkettet.
In dieser Verbindung, bei der wir oft nicht wissen, wer unser Gegenüber eigentlich ist, ist etwas Lebendiges. Beide Partner reagieren oft aufeinander, auch unbewusst. Sie spüren einander, reflektieren einander, stützen einander, ziehen einander in den Abgrund. Ich glaube, dass unser psychisches Befinden und auch viele psychische Krankheiten von der Beziehung der beiden unsichtbaren Partner zueinander beeinflusst werden.
Natürlich liegt es nahe, wie die meisten Menschen zu denken, dass man in der Wahl des Partners dann glücklich wird, wenn man sich gegenseitig anzieht, gut miteinander auskommt und einander respektiert. Bei der Suche nach einem Menschen, der diese Kriterien erfüllt gibt es Grenzen oder Barrieren der Sprache, des sozialen Status oder der Herkunft, aber im Grunde genommen keine Beschränkung auf nur eine Person, nur weil diese für mich in irgendeiner Art und Weise "vorgesehen" ist, wie ich es umschreiben würde.
Die Liebe ist für mich - als absoluter Begriff - der Grund allen Daseins. Sie ist das, aus dem alles entstanden ist. Sie ist das, was alles bewegt. Sie ist das, was allem Sinn gibt. Der Mensch ist für mich die höchste Schöpfung dieses Prinzips der Liebe, was der Urgrund allen Seins ist. Deshalb ist es für mich schlicht unmöglich, das wahre Liebe zwischen Mann und Frau heissen kann, dass sie für ein paar Jahre zusammen sind und sich dann jeweils andere Partner suchen. Oder dass Promiskuität irgendetwas mit Liebe zu tun hat. Ich behaupte nicht, dass es keine Sympathien oder sonstige Anziehungskräfte, sehr starke Verbundenheit und tiefe vertraute Zuneigung zwischen zwei Menschen geben kann, die nicht meinem fabelhaften Modell zweier Schicksalsbestimmter entsprechen. Aber ich behaupte, dass man als Mensch ganze Erfüllung nur in dieser Beziehung zu diesem einen bestimmten Menschen irgendwo da draussen finden kann. Genauso allerdings, wie man an ihm, dem Traummenschen, auch wenn man ihn denn gefunden hat auch gnadenlos kaputt gehen und verzweifeln kann.
Im alten Testament der Bibel gibt es eine Stelle, die sich ausschliesslich mit der Liebe zwischen Mann und Frau beschäftigt - das Hohelied Salomos. Es ist sehr bilderreich geschrieben und verzichtet nicht - vorsichtig gesagt - auf das Beschreiben der körperlichen Anziehungskräfte zwischen den Partnern. Wer die Zeit hat für zwei, drei Buchseiten uralter Liebespoesie versteht möglich-erweise ein wenig mehr worüber ich hier schreibe. Ich habe vor einiger Zeit einmal folgendes kurze Gedicht über die wahre Liebe verfasst:
Ich bin in dir, du bist in mir.
Und so ist´s immer schon gewesen.
Zwei Flügel - schlagend - für und für,
ein zweigeteiltes Wesen.
True Love
"The full joy of life man can not be given by himself;
For thou it must be gifted to him by someone else.
But if man detects this joy,
which comes to him by the other,
then he feels in his heart a great delight.
Because then remembers the soul,
as it is created by God. "
Hildegard von Bingen
True love, the kind of which I want to talk about in this article is not about the honest affection of a person to any other. Rather, it is about a construct that first of all can only exist in our mind. True love in the exclusivity of two people living for each other, normally a man and a woman.
In order to flesh out a little bit. Under this exclusivity I understand a relatedness between two people to each other from the time of their birth until their death and beyond. A kind of invisible tie that can never be solved. That connects us fatefully with another human being, chained.
In this connection, in which we often do not know who is our counterpart in fact, lies something very vivid hidden. Both partners often react to one another, even unconsciously. They feel each other, reflect each other, support each other, pull each other into the abyss. I believe that our mental condition and also many mental diseases are influenced by the relationship between the two invisible partners.
Of course, it stands to reason, as most people think that one is getting happy in the choice of a partner when they are mutually attracted by each other, if they get along well and respect each other. When searching for a person who meets these criteria, there may be limits or barriers of language, social status or origin, but basically they are not limited to only one person, just because he or she is "destined" for me in any manner as how I would describe it.
Love is for me - as an absolute term - the base of all existence. It is that from which everything is created. It is what moves everything. It is what gives meaning to all things. Man is the highest creation of this principle of love, which is the ground of all being for me. Therefore, it is simply impossible for me which that it can be called a true love in this context when man and woman are together for a couple of years and then separate and look for other partners. Or that promiscuity has anything to do with love. I am not suggesting that there can be no sympathy nor other attractions, very strong connection and deep affection between two intimate people who do not comply with my fabulous model of two ever-bound soul-mates. Nevertheless I contend that it is only in this relationship with this certain other person where you may find your complete fulfillment as a human being. Equally, however, even if you get to know this special person in your life you can found yourself being even more mercilessly broken and driven in despair by what was meant to be your dreamlover.
In the Old Testament of the Bible, there is a text which exclusively deals with the love between man and woman - the Song of Solomon. It is written very rich in images and does not waive - cautiously expressed - to describe the physical forces of attraction between the partners. Who has got time for reading two or three pages of ancient love poetry understands possibly a little better what I'm writing about here. I have once written following short poem about true love:
I am in you, you are in me.
And so it has always been.
Two wings - beating - each for the other,
a two-parted being you see.